Für alle die noch nie zum Schürfen in Frankreich waren soll dieser Bericht Lust auf Abenteuer machen. Zugegeben die Anfahrt ist etwas langwierig, aber man wird durch die Abwechslungsreiche Landschaft entschädigt.
Ich bevorzuge die Strecke über die Schweiz und biege am Genfer See auf die französische Seite ab. Dann geht es über das Tal der Rohne bis zur Orange wo ich die Autobahn verlasse und die letzten Kilometer durch eine wunderschöne Landschaft fahre. Zuvor habe ich mir eine Schürfgenehmigung durch die französischen Behörden in Nimes besorgt, die man bestens zum Jahresanfang beantragt. Möchte man an den offenen Französischen Meisterschaften teilnehmen, ist es erforderlich sich auf dem Zeltplatz registrieren zu lassen. Das Event ist immer zu Pfingsten jeden Jahres. Der Zeltplatz gelegen am Fuße der Cevennen, am wunderschönen Fluss Gardon, bietet ausreichend Platz zum Übernachten. Die Wettkämpfe beginnen am Samstag gegen 09.00 Uhr und enden jeweils gegen 18.00 Uhr. Der Ablauf folgt einem festgelegten Ritual. Zuerst werden wir auf Anwesenheit geprüft und mit einem Halstuch (dieses Jahr war es grün) begrüßt. Die ersten 10 Gewinner des Vorjahres, unter denen auch Uwe und ich waren bekamen ein Halstuch in orangener Farbe, die zu gegebener Zeit noch eine besondere Rolle spielen werden. Dann endlich ist es soweit. Wir bekommen eine kurze Einweisung und eine Reisebeschreibung und damit hieß es rein ins Auto und los. Diesmal geht es nach Ners auf ein privates Grundstück. Dazu muss ich erklären, das der Fluß zu beiden Ufern über längere Strecken privat ist und demzufolge nur mit Zustimmung des Eigentümers zu betreten und bewirtschaften werden darf. An diesem Tag haben wir nur einen Wettkampf von ca 3h in dem es darauf ankommt in dieser Zeit möglichst viel Gold zu waschen. Wo man wäscht bleibt jeden überlassen, das Waschgebiet zieht sich ca auf 100m hin. Also prospektieren und hoffen das man die beste Stelle hat. Uwe und ich standen ziemlich nahe beieinander Andrea und unser Freund Werner etwas Abseits. Nach Ende der Zeit mussten wir unser gefundenes Gold gewaschen, sauber in der Flasche abgegeben. Danach fuhren wir wieder zum Zeltplatz und gingen zum Abendessen. Bei einem 4 Gänge-Menu ist es dann schon mal 23.00 Uhr. Zum Abschluss gibt es noch ein ordentliches Gewitter und viel, viel Regen.
Tag zwei begann sowie Tag 1 aufhörte, mit Regen. Wir wussten das das nichts Gutes bringen wird, und so kam es auch - allerdings für die anderen. An diesem Tag standen drei Aufgaben an. Die Fahrt ging diesmal bis kurz von Nimes. Dort wuschen wir 2 mal 2 Stunden im Einzelkampf und schafften uns damit auch gleich die Grundlage zur dritten Aufgabe, dem Mannschaftswaschen. Also wir kamen zum Fluss und fanden eine reißende braune Brühe Das war so gar nicht das was wir am Vortag hatten. Vorsorglich hatten die Veranstalter auf Grund der Wetterprognosen ein Seil über den Fluss gespannt. Uwe und ich waren bei den ersten die sich über den Fluss trauten. Mit einer Hand am Seil in der anderen das Waschgeschirr, null Sicht im Wasser und ca 60m bis zum anderen Ufer. Aber der Einsatz einer der ersten zu sein machte sich bezahlt. Wir fanden eine super Stelle die uns den Goldregen bescherte der uns zur Spitze brachte. Allerdings ohne Fleiß kein Preiß. Wir standen am Böschungsufer bis zu den Knien im Schlamm, manchmal kam der Fuß ohne Stiefel ans Tageslicht und musste mühsam ausgegraben werden. Aber wir waren so besessen von unserer Stelle das wir selbst auf Knien mit voller Schüssel zum Wasser rutschten um das Gold auszuwaschen. In unserem Eifer hatten wir eine längst vergessene Schicht Flussgeröll in 40 cm tiefe freigelegt die wir nun genussvoll ausbeuteten. Zum Nachmittag kam das Mannschaftswaschen an die Reihe. Dazu werden die 10 andersfarbigen Halstücher zu Mannschaftskapitänen. Da wir nur 5 Deutsche waren hatten wir ein Problem. Wir hatten zwei Orangene Halstücher. Uwe und Ich. So gab ich mein Halstuch einem Franzosen der wie Rumpelstielzchen vor Freude über den Platz hüpfte. Am Abend holte ich es mir natürlich wieder zurück. Aber so konnten wir wenigstens in einer Mannschaft bleiben. Leider waren wir immer noch in der Unterzahl, denn zu einer Mannschaft gehören 7 Mann. Glücklicherweise fand sich noch ein Franzose der auch gewinnen wollte. Nach dem Startschuss bauten wir unsere Rinne auf und los ging es. Werner und Frederic schütteten Wasser auf die Rinne. Andrea, Uwe und ich wir schaufelten wie besessen den Schlammigen Boden auf die Rinne. Zum Ende der Zeit hatten wir gefühlt einen Jachthafen ausgebuddelt in dem jede Jacht gefahrlos hätte wenden können. Und das brachte uns den Sieg, was wir aber erst am Tag der Siegerehrung erfuhren. Was soll ich noch sagen reinfahren duschen ,4-Gänge Menu mit Live-Musik.
Am dritten Tag sind nur Spaß-Spiele mit kleinen und größeren Preisen anberaumt, das schafft Entspannung und Abwechslung. Dann kommt die Siegerehrung. Ich sage euch, es ist schon ein schönes Gefühl wenn man seinen Namen von 70 Teilnehmern auf unter 10 hört und in der Mannschaft trotz Unterbesetzung den Ersten Platz belegt. Das war für mich einer der schönsten Momente an diesem Wochenende.
Sollte jemand Interesse haben, bitte meldet euch, denn wir haben im nächsten Jahr ein riesiges Problem. Wie bereits erwähnt, werden die ersten 10 Automatisch Mannschaftskapitäne.Dieses Jahr sieht es so aus, Uwe Platz 1, Ich Platz 5, Werner Platz 9. Rein rechnerisch müssten wir im nächsten Jahr 21 Deutsche sein und wir wollen gewinnen.
Lothar Walter